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Projektskizze: eine begehbare Klanglandschaft im öffentlichen Raum realisieren

Projektskizze: eine begehbare Klanglandschaft im öffentlichen Raum realisieren

Eine begehbare Klanglandschaft im öffentlichen Raum zu realisieren — das ist eine Idee, die mich lange begleitet hat. In diesem Beitrag teile ich eine Projektskizze, die sowohl die konzeptionellen Grundlagen als auch praktische Umsetzungsvorschläge, technische Überlegungen und mögliche Kooperationen umfasst. Mein Ziel ist es, einen offenen Entwurf zu liefern, der zum Mitdenken einlädt und konkrete Antworten auf die Fragen bietet, die bei solchen Vorhaben oft auftauchen: Wie klingt ein Ort? Wie macht man Klang sichtbar? Und wie lässt sich eine Arbeit im öffentlichen Raum nachhaltig, legal und partizipativ umsetzen?

Idee und Atmosphäre

Die Grundidee ist einfach: einen urbanen oder halböffentlichen Raum in eine begehbare Klanglandschaft verwandeln, die Besucher*innen auf eine langsame, atmosphärische Reise mitnimmt. Dabei steht nicht die Performance oder das laute Event im Vordergrund, sondern die Schaffung von intimen Hörinseln, die zum Verweilen und achtsamen Hören einladen.

Ich stelle mir eine Mischung aus Feldaufnahmen, synthetischen Texturen und live gesteuerten Klangobjekten vor. Die klangliche Palette ist neblig, weich, mit zarten Resonanzen, gelegentlichen perkussiven Einsprengseln und immer wieder Momenten der Stille. Visuell soll die Intervention dezent bleiben: subtile Lichtführung, einfache Markierungen im Boden oder temporäre Installationen aus Stoff, Holz und Found Objects.

Warum im öffentlichen Raum?

  • Erreichbarkeit: Öffentliche Räume ermöglichen, ein breiteres Publikum zu erreichen — Menschen, die nicht gezielt in Galerien gehen.
  • Kontextualität: Jede Stadt, jeder Park hat seinen eigenen akustischen Fingerabdruck; die Arbeit wird durch den Ort mitgestaltet.
  • Partizipation: Durch die Präsenz im Alltag können zufällige Begegnungen und neue Perspektiven entstehen.

Konkrete Fragen und Antworten

Wie lange sollte die Installation dauern? Ideal sind zwei bis drei Wochen im Sommer oder im frühen Herbst. Das erlaubt Passant*innen, die Arbeit mehrfach zu erleben, und gibt Raum für kleine programmatische Ergänzungen wie Klangspaziergänge oder moderierte Hörsessions.

Wie laut darf es sein? Die Lautstärke sollte ortsverträglich und dynamisch regulierbar sein. Ich arbeite mit Pegeln, die Gespräche nicht überlagern, und mit Richtlautsprechern (z. B. Hypercardioid-Setups oder parametrische Lautsprecher), um Klanginseln zu schaffen.

Benötige ich Genehmigungen? Ja. Jede Nutzung des öffentlichen Raums erfordert in der Regel eine Genehmigung von der Stadt oder Gemeinde. Dazu gehören oft Fragen zu Lärmschutz, Brandschutz und Sicherheit. Frühzeitiger Kontakt mit dem zuständigen Amt ist essentiell — ich empfehle, Lagepläne, Zeitrahmen, technische Spezifikationen und ein Sicherheitskonzept vorzulegen.

Technik und Material

Für eine flexible, wetterfeste Installation empfehle ich folgende Basisausstattung:

  • Wetterfeste Lautsprecher (z. B. Community R. oder Bose FreeSpace für Außeneinsatz)
  • Mobiler Verstärker mit Stromversorgung (Akkupacks oder Stromaggregat)
  • Richtlautsprecher für gezielte Klangzonen (z. B. Holosonics)
  • Mikrofone für Live-Feldaufnahmen (DPA 4060 oder Zoom H6/Recorder für DIY-Feldarbeit)
  • Ein kleines Mischpult mit Fernsteuerung (für spontane Anpassungen)
  • Wetterschutz: Planen, wasserdichte Gehäuse, Kabelkanäle
  • Einfaches Beleuchtungskonzept: warme LEDs, dimmbar
Ausrüstung Funktion Kostenrahmen (ungefähr)
Wetterfeste Lautsprecher Wiedergabe im Außenraum 500–2.000 € / Stück
Akku-Verstärker Unabhängige Stromversorgung 300–1.200 €
Richtlautsprecher Klangzonen schaffen 2.000–6.000 €
Field Recorder & Mikrofone Aufnahmen vor Ort 300–1.500 €

Sound-Design: Aufbau einer Klangarchitektur

Ich arbeite gern in Schichten: eine statische Grundfläche aus leicht gesampelten Atmosphären, eine zweite Schicht mit rhythmischen, aber leisen Impulsen, und eine dritte Schicht aus kontingenten, live gesteuerten Elementen. Wichtiger als Komplexität ist die Qualität der Übergänge: Fades, räumliche Filter und kleine Verzögerungseffekte schaffen Bewegung, ohne aufdringlich zu werden.

Ein konkreter Ablauf könnte so aussehen:

  • Tag: dezente, natürliche Texturen (Vogelstimmen, Windaufnahmen, leise synthetische Pads)
  • Abend: verstärkte Dichte, warme Harmonien, langsame Pulsation
  • Nacht: reduzierte, minimalistische Signale, Fokus auf einzelne Resonanzen

Partizipation und Vermittlung

Öffentliche Kunst lebt von Begegnung. Deshalb plane ich programmatische Elemente:

  • Geführte Hörspaziergänge, bei denen ich Klangquellen vorstelle und die Besucher*innen anleite, genauer zu hören.
  • Workshops zum Thema Field Recording und Found Sound für lokale Interessierte.
  • Ein kleines Booklet oder QR-Codes vor Ort mit Hintergrundtexten, Sound-Notizen und Links zu weiterführendem Material auf nebl-nebl.de.

Kooperationen und Fördermöglichkeiten

Projekte im öffentlichen Raum lassen sich finanziell und organisatorisch durch Partnerschaften stützen. Gängige Partner sind Kulturämter, lokale Stiftungen, Hochschulen, Quartiersinitiativen oder auch Unternehmen mit einem Fokus auf Kulturförderung.

  • Förderprogramme: Kulturfonds, EU-Kulturprojekte, regionale Kulturförderung.
  • Kooperationen: lokale Musiker*innen, Landschaftsarchitekt*innen, Soundkünstler*innen.
  • Infrastruktur: Kooperation mit Galerien oder Kulturzentren für Lager und Werkstatt.

Sicherheit, Nachhaltigkeit, Barrierefreiheit

Diese Aspekte dürfen nicht vernachlässigt werden. Ich plane Wegeführung so, dass Menschen mit Mobilitätseinschränkungen die Klanglandschaft erleben können. Materialien sollen möglichst nachhaltig sein — gebrauchte Holzplatten, recycelte Stoffe, Akkuprodukte statt Daueraggregate.

Zum Thema Lärmschutz: Es empfiehlt sich, Schallpegelmessungen im Vorfeld zu machen und einen schrittweisen Testbetrieb, um Anwohner*innen nicht unangemessen zu belasten. Ein Beschwerdemanagement (Kontaktperson, Info-Tafel) ist sinnvoll.

Dokumentation und Nachnutzung

Wichtig ist, das Projekt zu dokumentieren — nicht nur durch Fotos, sondern durch Klangaufzeichnungen, Interviews mit Besucher*innen und Reflexionen zur Wirkung im Raum. Diese Materialien eignen sich für Ausstellungen, Publikationen oder zur Bewerbung zukünftiger Projekte.

Ich denke auch an eine mögliche Nachnutzung: Module der Installation (Lautsprecher, Stoffe, Holz) sollten so konzipiert werden, dass sie leicht abgebaut und für andere Projekte wiederverwendet werden können.

Wie geht es weiter?

Wenn Sie diese Projektskizze anspricht und Sie Fragen zu einem konkreten Standort, zur Finanzierung oder zur technischen Umsetzung haben, schreiben Sie mir gern über die Kontaktseite auf https://www.nebl-nebl.de. Ich freue mich, gemeinsam mit Interessierten weiterzudenken — sei es in Form einer lokalen Umsetzung, eines Workshops oder einer kollaborativen Recherche vor Ort.

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