Alte Dias haben für mich etwas zutiefst Melancholisches: kleine Fenster in vergangene Lichter, Farben, Räume, die über Jahrzehnte im Schimmel der Schubladen geschlummert haben. Als ich begann, sie in audiovisuelle Installationen zu verwandeln, war das weniger ein technisches Unterfangen als eine Einladung, diesen verborgenen Bildern neuen Atem zu schenken. Im Folgenden teile ich meine Herangehensweise — praktisch, sensorisch und offen für Experimente — damit auch du aus dem Fundus an Dia-Kästen eine atmosphärische Arbeit entstehen lassen kannst.
Warum Dias?
Für mich sind Dias besonders reizvoll, weil sie bereits eine lichtbasierte Materialität mitbringen: Transparenz, Körnung, Farbstiche, Kratzer. Diese Eigenschaften lassen sich sowohl visuell als auch klanglich übersetzen. Anders als bei digitalen Fotos gibt es eine physische Interaktion — das Einlegen, das Betrachten durch Projektion oder das Aufschlitzen der Trägerfolie — und gerade diese Handlichkeit lädt zu performativen Setups ein.
Was braucht man grundsätzlich?
Die Materialliste ist überraschend überschaubar. Hier die Essentials, die ich oft nutze:
Erster Schritt: Auswahl und Vorbereitung der Dias
Ich beginne mit einer zutiefst analogen Zeremonie: Sortieren. Dabei ordne ich Dias nach Farbwelt, Motiv oder Emotionen. Oft entstehen Themenreihen — Wasser, Fenster, Hände — die später die narrative Struktur der Installation bilden.
Reinigen ist wichtig: alte Dias können Staub, Schimmelspuren oder Klebereste haben. Ich arbeite mit Druckluft und sehr weichen Bürsten, bei hartnäckigen Flecken mit Isopropanol (vorsichtig, an einer unscheinbaren Ecke testen). Handle mit Handschuhen, um Fingerabdrücke zu vermeiden.
Digitalisieren oder analog belassen?
Das ist eine der ersten Entscheidungen, die das Projekt prägt. Beide Wege haben Vorzüge:
Ich kombiniere häufig beides: Einige Dias laufen im Projektor, andere in digitaler Projektion, um einen Dialog zwischen Retro-Ästhetik und zeitgenössischer Bildbearbeitung zu kreieren.
Bildbearbeitung: Subtilität statt Überwältigung
Wenn du scannst, geht es mir nicht um perfekte Retusche. Vielmehr versuche ich, die patinahaften Qualitäten zu bewahren. In Photoshop oder Affinity Photo arbeite ich mit:
Für experimentelle Texturen verwende ich auch Bildstapelung oder verzerrende Filter, die später in Bewegung gesetzt werden (After Effects, Resolume oder VDMX sind hier meine Werkzeuge der Wahl).
Klang: Wie man Dias hörbar macht
Der spannendste Teil ist für mich die Übersetzung von Bild zu Klang. Es gibt mehrere Herangehensweisen:
Synchronisation und Steuerung
Wenn Bild- und Tonereignisse eng verzahnt sein sollen, nutze ich eine Steuerungsebene. Möglichkeiten:
Interaktivität und räumliche Anordnung
Installationen leben im Raum. Ich experimentiere gern mit mehreren Projektoren, die überlappende Bilder erzeugen, oder mit leichten Schichten aus halbtransparentem Stoff, auf die projiziert wird. So entstehen Tiefenräume, in denen Zuschauer*innen wandern können.
Sensoren (Ultraschall, PIR, Lichtschranken) ermöglichen Reaktionen: Bei Annäherung verändern sich Farbtemperatur oder Klangdichte. Eine einfache Variante realisiere ich mit einem Arduino, der MIDI-Signale an meinen Rechner sendet.
Physische Präsentationsformen
Neben Projektion mag ich Leuchtkästen (Lightboxes) aus Acryl, in die Dias eingelegt sind — ideal für ruhige, intime Momente. Alternativ funktionieren auch Großformatdiarähmchen auf Lichttischen, die ich mit dimmbaren LED-Panels beleuchte. Wenn du einen Vintage-Diaprojektor verwendest, achte auf Belüftung und Wärmeentwicklung — alte Dias können durch Hitze leiden.
Tipps zur praktischen Umsetzung
Beispiele aus meinen Projekten
In einer Arbeit habe ich Dias in drei Schichten projiziert: Vordergrund sehr kontrastreich, Mittelgrund leicht verschoben, Hintergrund weich und coloriert. Klanglich korrespondierte das mit drei Ebenen: ein low-end-Drone, granulare Glocken und aufgezeichnete Mechanik. Besucher*innen berichteten, dass sich das Bild beim Hören "verschob" — genau diese synästhetische Wirkung suche ich.
| Element | Beschreibung |
|---|---|
| Analoge Projektion | Physische Körnung, performativer Wechsel, Geräuschkulisse |
| Digitale Projektion | Flexibilität, Effekte, präzise Synchronisation |
| Leuchtkasten | Intime Betrachtung, stationäre Objekte |
Wenn du magst, kann ich dir beim nächsten Mal ein konkretes Setup mit Hardware-Links und Schritt-für-Schritt-Skripten für Raspberry Pi oder Max/MSP zusammenstellen — oder wir lassen die Dias einfach gemeinsam durch einen Projektor tanzen und hören, was passiert.